Unsere Fütterungs-Odyssee

Von Hungerhaltung, Heu ad libitum, über abgewogene kleinmaschige Heunetze bis zur zeitgesteuerten Fütterung ...

Durch die zeitgesteuerte Fütterung sehen wir deutliche gesundheitliche Veränderungen bei unseren Pferden:

Unser Wallach hatte früher dauerhaft

  • hartnäckige Stoffwechselprobleme mit üblen Schwitzattacken,
  • starkem Körpergeruch,
  • ständigen Blähungen und
  • schlechten Hufe mit weichen Sohlen. Die Hufsohlen konnten mit dem Daumen eingedrückt werden ...

Ob es an zu vielem oder zu wenigem Heu lag (je nach Pensionsstall unterschiedlich) oder an den üblichen langen Fresspausen von 8 Stunden oder mehr, können wir nicht abschließend beurteilen. Wir kauften ihn ahnungslos inklusive Ankaufsuntersuchung als "gesundes" Pferd zusammen mit diesen Problemen und wussten damals nicht, dass die Ursache an der Fütterung liegen könnte.

Sogar nach Umstellung auf genau abgewogenes Heu in engmaschigen Heunetzen mussten wir regelmäßig teure und aufwendige Naturheilmittel-Kuren verabreichen, um die immer wiederkehrenden Hautprobleme zumindest für eine gewisse Zeit in Griff zu bekommen. Die Hufqualität blieb nach wie vor mehr oder weniger schlecht. Die Blähungen waren ebenfalls ein ständiger Begleiter. Sein Gesichtsausdruck war leidend. Tierärzte waren ratlos. Blut- und Hautuntersuchungen brachten nichts, außer Rechnungen.

Andere, gut meinende und erfahrene Pferdebesitzer beschwichtigten uns, dass es ganz normal sei, dass sich ein Pferd schubbert, während unser Wallach unter Belustigung der Stallgemeinschaft durchs Schubbern ganze Metallraufen verschob.

Die Stoffwechselproblematik unseres Wallachs hat sich erst nach Einführung der zeitgesteuerten Fütterung vollkommen in Luft aufgelöst und mit seinen mittlerweile 24 Jahren ist er jetzt gesünder und zufriedener als vor der zeitgesteuerten Fütterung. Seine Hufe sind steinhart und er geht als Barhufer ohne zu zögern über jeden Grund. Blähungen, Schwitzattacken und übler Körpergeruch sind Vergangenheit.

Und falls es doch einmal vorkommt, dass er an einem Abend schwitzend dasteht, wissen wir, was zu tun ist - wir verringern einfach alle Fütterungszeiten jeweils um ein paar Minuten.

Diese Erfahrungen haben uns gelehrt, dass selbst der beste Hufbearbeiter keine 100 % aus dem Huf herausholen kann, wenn die Fütterung nicht optimal ist und dadurch das Hufhorn zu weich oder sogar brüchig ist. Wenn die Fütterung "passt", produziert der Pferdekörper ganz automatisch einen harten, widerstandsfähigen Huf, welcher sich ganz von selbst dem täglichen Abrieb anpasst. Für die restlichen Feinheiten ist dann der Hufbearbeiter zuständig. Diesen Zusammenhang können wir bei allen unseren vier Isländern - unabhängig vom Alter - durchgehend beobachten.

Unsere 20-jährige Stute wurde vor 14 Jahren im gleichen Pensionsstall nicht nur zu dick, sondern zeigte Anzeichen von beginnender Hufrehe mit deutlicher Fühligkeit und verformten Hufen.

Trotz dieser auch für einen Laien sichtbaren Symptome wurden wir vom Stallbetreiber nicht ernst genommen, da das Pony seiner Ansicht nach ja noch keinen Speckhals hätte und kein klassischer Hufreheschub vorläge und er nichts dagegen machen könne und, dass "das Gras halt wächst" - mit anderen Worten also eine offensichtlich schicksalhafte Situation, die man nicht ändern kann. Unsere Bedenken wurden als übertriebene Spinnerei abgetan.

Um das Schlimmste zu verhindern, habe ich dann die restlichen Wochen an diesem Pensionsstall jeden einzelnen Tag, unabhängig von der Witterung, einen 10-Kilometer-Ausritt mit meinem Pony durch Wald und Flur unternommen. Eine sichtbare Verbesserung gab es leider nicht. Zu viel Futter bei einem Freizeitpferd einfach täglich abzutrainieren, funktioniert also nicht immer, wenn man nicht gerade mehrtägige Wanderritte oder Kutschfahrten unternimmt.

Im Hinblick auf den immer desolater werdenden Gesundheitszustand unserer beiden Pferde, MUSSTEN wir damals regelrecht die Notbremse ziehen, um nicht einen frühzeitigen Tod unserer Isländer zu riskieren. Wir holten die beiden kurzerhand zu uns nach Hause, wo wir in Dorfrandlage und dank verständiger Nachbarn einen Notbehelfs-Paddocktrail rund ums Haus - am Küchenfenster vorbei, über die Terrasse - anlegten und glücklicherweise die benachbarte kleine Wiese für einen gelegentlichen stundenweisen Weidegang pachten konnten.

Die ganze Sache war mehr oder weniger abenteuerlich. Wir fühlten uns der Sache auch nicht wirklich gewachsen, da wir noch nie Pferde in Eigenregie gehalten hatten. Aber wir wollten uns auf gar keinen Fall zum Nachteil unserer Pferde den Fütterungspraktiken irgendwelcher Pensionsstallbetreiber unterordnen.

Bei unserer Stute hat es dann

  • nach einer kompletten Futterumstellung auf "handgepackte" engmaschige Heunetze,
  • nach zahlreichen Hufpflegeterminen
  • und einigen Tierarztbesuchen mit Aufbauspritzen,
  • Röntgenbildern von den Hufen sowie
  • nach einem endlosen Kampf mit verschiedenen Hufschuh-Modellen, welche aufgrund der unförmigen Hufe nicht richtig auf den Hufen bleiben wollten, immerhin

lange 1 1/2 Jahre gedauert, bis die Hufe wieder eine normale Form hatten und unsere Stute körperlich wieder leistungsfähig war. Unglaublich und erschreckend, was unsachgemäße Fütterung auslösen kann.

Nur 6 Monate falsche Fütterung haben dazu geführt, dass ein junges gesundes Pferd immerhin ca. 18 Monate gebraucht hat, um wieder vollkommen gesund zu werden.